Sollte Frau Merkel gewinnen, bleibe ich, weil man ihr dieses Land nicht schutzlos überlassen kann. Aus dem alten Traum, in Schweden zu leben, kann also nur etwas werden, wenn es die Sozis doch schaffen. Dann gehe ich gleich in das Land, wo alle Parteien und Bürger irgendwie Sozialdemokraten sind – sogar der König.

Mir sind schon viele Schweden begegnet, deren Landsmann ich gern wäre. Die beiden krawattenlosen Volvo-Manager zum Beispiel, Lars und Knut, die mich durch ihre Fabriken führten, ohne auch nur einmal in den Management-Speak zu verfallen, ohne den bei uns nicht einmal der Leiter der Poststelle auskommt. Oder die Rentner, die ich beim 80-Kilometer-Schlittschuhrennen über die Seen zwischen Uppsala und Stockholm nur von hinten sah. Sie liefen mir einfach davon. Oder Inspektor Kurt Ingvar Wald in Ystad, das Vorbild für Kommissar Wallander in Henning Mankells Romanen, die Schweden im Spiegel schauriger Verbrechen als zerfallende Gesellschaft zeichnen. Wald beruhigte mich: »Hier gibt es nur ein paar Autodiebe.« Oder diesen Sommer in Värmland der zehnjährige Junge vom Nachbarhof, den die Hitzewelle zu einer verzweifelten Beschwörung des Winters trieb: Vor dem Schuppen hatte er ein Eishockeytor aufgebaut, in das er stundenlang einen Berg von bestimmt hundert Pucks hämmerte.

Schweden ist ein Land von großer Gleichheit, Mäßigung, Ruhe und einer Alltagsästhetik, die trotz ihrer Vermarktung durch Ikea das Land ihres Ursprungs wohnlich macht. Also seien Sie so gut, Frau Merkel!